Wie geht man die Digitalisierung an? Wie verändert sich die Wertschöpfungskette? Wie investiert man richtig in neue Anwendungen? Was ist nur Hype, was sind die wahren Trends, und wann ist ein Unternehmen digitalisiert? Fragen wie diese bereiten insbesondere kleinen und mittelgroßen Unternehmen derzeit gehöriges Kopfzerbrechen. Was mit der Digitalisierung bereits heute möglich ist und welche Veränderungsprozesse die Unternehmen morgen prägen werden, erfahren Entscheider aus kleinen und mittelständischen Unternehmen vom 14. bis 18. März 2016 auf der CeBIT in Hannover.
Der CAMPUS MITTELSTAND in Halle 5 bietet eine erste Anlaufstelle für jeden, der sich mit der Digitalisierung seines Unternehmens beschäftigt. Unter dem Motto „Digitalisierung praktisch gestalten“ stehen an 20 Arbeitsstationen – die thematisch in die Bereiche Business, Inspiration, Technologie und Agilität gegliedert sind – Experten für persönliche Gespräche und strategische Beratung zur Verfügung. Darüber hinaus erwarten den Besucher ein umfangreiches Konferenzprogramm sowie ein großzügiger Lounge-Bereich zum Networken und Austausch mit anderen Entscheidern.
Auch Besucher, die bereits konkrete Vorstellungen haben, welche Veränderungen in ihren Unternehmen anstehen, finden auf dem CAMPUS MITTELSTAND kompetente Ansprechpartner, die ihre Ideen verstehen und gemeinsam mit ihnen konkrete Lösungen entwickeln.
„Die digitale Transformation ist in vollem Gange. Interne Abläufe und bestehende Wertschöpfungsketten verändern sich in rasender Geschwindigkeit. Für Entscheider in Unternehmen gilt es, jetzt die Weichen zu stellen und eine Digitalisierungsstrategie zu erarbeiten und umzusetzen. Das gilt gerade für kleine und mittlere Unternehmen. Sie sind jetzt am Zuge, die Chancen der digitalen Transformation zu nutzen. Die CeBIT bietet mit dem CAMPUS MITTELSTAND und ihrem Komplettangebot an innovativen Themen exzellente Möglichkeiten, um tiefer in die Digitalisierung einzusteigen“, sagt Marius Felzmann, CeBIT-Bereichsleiter bei der Deutschen Messe AG.
Der Startschuss für den CAMPUS Mittelstand gibt es auf der Next Economy Open am 9. November im NextSendezentrum live via Hangout on Air aus dem NextSendezentrum, um 13:20 Uhr.
Der Netzökonomie-Campus wird als Partner des CAMPUS MITTELSTAND in Hannover dabei sein 🙂
NEO15 Bühne frei für die Mensch-Maschine-Disputation
Volkswagen produzierte kein schlechtes Auto.
„Die Ingenieure programmierten lediglich einen Motor mit dem Vorsatz, den Abgastest auszutricksen. Und dieser Unterschied ist mehr als eine semantische Finesse. Er ist spieltheoretisch bedeutend. Denn Menschen lügen manchmal, je mehr nämlich die Vorteile mögliche Risiken überwiegen. Maschinen tun das nicht. Fragt man, ob jemand seine Steuererklärung korrekt ausgefüllt hat, dann ist die Antwort in den meisten Fällen ‚Selbstverständlich!‘. Und die Antwort ist im besten Falle ehrlich; bedarf meist der kreativen Deutung; und ist im schlechteren Fall gelogen“, so Stefan Holtel von brightOne Consulting.
Anders sei es bei künstlichen Objekten: Der Energieverbrauch einer Glühbirne lasse sich zweifelsfrei messen. Der Gefrierpunkt eines Kühlschranks sei leicht zu kontrollieren, so Holtel: Aber Maschinen werden komplizierter. Auch Glühbirnen, wie Philips hue. Und Kühlschränke, etwa Samsung Smart-Fridge T9000. Und Automotoren, beispielsweise VW EA189. Wir nennen solche Produkte intelligent. Aber so verhalten die sich nicht immer. Es unterlaufen ihnen manchmal Fehler.
„Maschinen verfolgen immerhin keine hinterfotzige Strategie. Die Lampe leuchtet. Der Kühlschrank kühlt. Der Motor läuft. Maschinen verschleiern kein Verhalten, um uns auszutricksen. Denn Objekte sinnieren nicht über Gut und Böse, sondern bestenfalls ihre Erbauer. Aber die Zeiten ändern sich. Das Internet der Dinge wird eine Myriade von Maschinen gebären. Und die werden ein hochkomplexes, dem Gehirn ähnliches, kognitives Verhalten aufweisen: Maschinen, die in natürlicher Sprache mit Anwendern sprechen. Sie liefern neue Informationen, wenn immer möglich und fragen zurück, wenn nötig. Sie lernen dabei unentwegt weiter. Das verbirgt sich hinter Cognitive Computing, einer Facette von Big Data, die sich anschickt, eine neue Ära der Computergeschichte einzuläuten. Leider entziehen sich kognitive Maschinen dem einfachen Verständnis. Ihr Verhalten ist schwer nachvollziehbar. Wir erkennen einfach nicht mehr, ob sie lediglich falsch liegen oder uns systematisch aufs Kreuz legen wollen“, bemerkt Holtel.
Dann werde nicht ihre Fehleranfälligkeit zum Schlüsselkriterium, sondern ihre Manipulation durch den Menschen: Information vorenthalten, Datenquellen filtern, Algorithmen frisieren. VW Dieselgate.
„Software infiltriert heute jede halbwegs komplizierte Maschine. Das Universum kommunizierender Objekte expandiert weiter. Und damit werden unehrliche Menschen und korrupte Organisationen mehr denn je versucht sein, ihre Produkte nach eigenen Wünschen zu impfen. Nennen wir das einfach mal ‚Lügen zweiter Ordnung‘. Und Benutzer können das nicht mehr erkennen. Denn leider wächst den Maschinen keine Nase. So wird Wahrheit oder Lüge plötzlich ein Schlüsselfaktor in der Mensch-Maschine-Interaktion. Und es taucht schlagartig die Frage auf, ob und wie man Maschinen ethisches Verhalten beibringen könnte. Ein sehr verzwicktes Problem. Und es führt zu Verwicklungen, für die wir heute noch nicht mal Denkfiguren haben. Es wird Zeit, die zu entdecken“, resümiert Holtel, der mit dem Soziopod-Blogger Patrick Breitenbach auf der #NEO15 Bühne disputieren wird – Moderation: Gunnar Sohn.
Inhalt:
Wie verändert sich Wissensarbeit durch kognitive Maschinen?
Welche Rolle spielt das Phänomen „Lüge“ für kognitive Maschinen?
Im Langzeitgedächtnis des Menschen ist alles Mögliche abgespeichert, aber nicht immer auffindbar. Das Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis ist wahnsinnig begrenzt, so der Psychologe Friedrich Wilhelm Hesse, Gründungsdirektor des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (Knowledge Media Research Center) in Tübingen.
„Da passen ganz wenige Einheiten rein, die ohne Wiederholungen schnell wieder verschwinden.“
Und das dauert nur 200 Millisekunden. Über die Digitalisierung erfährt man hingegen eine unglaubliche Erweiterung.
„Bei Google Books sind 30 Millionen Bücher eingescannt, Großbibliotheken digitalisieren ihre Bestände. Wir haben Open-Content-Bewegungen. Wir haben User-Generated-Content. Wir haben Wikipedia mit über zwölf Millionen Artikeln. Es existieren über 200 Millionen Blogs. Jeden Tag werden 600 Millionen Kurznachrichten gewittert. Die Nutzbarkeit dieser gigantischen Daten hängt mit der Intelligenz dieser Informationsressourcen zusammen über Hyperlinks, gegenseitige Referenzierung und implizit über maschinell erschließbare Ähnlichkeiten, um emergente Informationen zu erzeugen“, so Hesse
Mit den digitalen Werkzeugen bestünde das erste Mal die Möglichkeit, unser Arbeitsgedächtnis zu erweitern. Wir können Informationen sichtbar machen, verschieben, kombinieren, kopieren und visuell aufbereiten. Das Arbeitsgedächtnis müsse die Daten nur noch für Schlussfolgerungen generieren.
„Ich kann die Information nach den Anforderungen des Arbeitsgedächtnisses permanent neu anordnen und unterschiedlich akzentuieren. Man gewinnt nicht nur ein zusätzliches Blickfeld. Ich kann auch Operationen wie im Arbeitsgedächtnis vornehmen“, erläutert Hesse.
Ohne unterstützende Werkzeuge bleibt das Arbeitsgedächtnis des Menschen hoffnungslos überfordert:
„Siri, Google Now, Cortana rücken uns immer weiter auf die Pelle. Die Apologeten dieser Produkte gaukeln vor, dass digitale Assistenten Denkfähigkeit stimulieren und Denkarbeit potenzieren. Und versprechen wahlweise das Überleben im Malstrom der Daten oder das Schwelgen im Garten Eden des Überflusses. Tatsächlich erfordern diese Maschinen aber Denkweisen, die vor dem Anbruch des digitalen Zeitalters unnötig waren, und wir uns nicht antrainiert haben. Denkfehler führen uns auf den Denkleim. Wie eine Fliege bleiben wir kleben in der Suada von Vorschlägen und Hinweisen, nicht trotz, sondern gerade wegen unserer digitalen Assistenten. Sie helfen nicht, Denkfehler zu vermeiden, sondern verstärken sie sogar. Einmal konfiguriert und in Stellung gebracht, mutieren sie zu »digitalen Zauberlehrlingen«. Produzieren permanent Entscheidungszwänge unter dem Deckmantel einer Myriade von Möglichkeiten. Und denen stellen wir nur begrenzte kognitive Fähigkeiten entgegen“, weiß Stefan Holtel von Brightone Deutschland.
Welchen Spagat müssen wir überbrücken zwischen natürlicher Dummheit und künstlicher Intelligenz?
„Wir präsentieren Vorschläge. Entscheidet Euch gefälligst“, so die Aufforderung von Holtel, der auf der Next Economy Open in Bonn eine Session anbieten wird zum Thema „Rote oder blaue Pille? Die Invasion der Entscheidungshelfer“.
Stefan Holtel fahndet nach Hinweisen und Ideen in Geschichte, Technik, Psychologie und Soziologie. Seine erste Ausbildung durchlief er zum Programmierer, seitdem
erweitert er sein Repertoire, wurde Improvisationsschauspieler, Theaterpädagoge, Yogalehrer, Vater, Wissensmanager – und zuletzt Trainer für „LEGO Serious Play“. Er blickt über den Tellerrand und seziert Wortphrasen. Oft präsentiert er frische Lösungen für alte Probleme. Derzeit arbeitet er für brightONE, einem Anbieter für den Aufbau und Betrieb von
Call Centern. Und fragt sich: Wie werden „kognitive Computer“ den digitalen Kundendienst umkrempeln? Übrigens: Er leidet unter dem unsachgemäßen Gebrauch von PowerPoint. Deshalb schreibt er weiter an einer Forschungsarbeit zur Rolle von Dramaturgie und Erzählspannung in Folienpräsentationen.