Es gibt nicht nur einen Grund oder eine Session, um zur Next Economy Open am 9. und 10. November nach Bonn zu kommen. Ein paar Tickets gibt es noch.
Schlagwort: Entwickler

Mit welcher Expertise wollen eigentlich Unternehmen in Deutschland die Angriffe der digitalen Plattform-Champions aus dem Silicon Valley kontern? Über Jahrzehnte rangierte die Informationstechnologie häufig unter der Verantwortung des Finanzvorstandes als Katalysator für die Kostensenkung. Letztlich landete man im Tal der Enttäuschungen und leeren Versprechungen. Folge: Auslagerung nach Indien – neudeutsch auch Offshore-Management genannt.
Geschäftsstrategisch laufen IT-Ausgaben immer noch unter dem Regime der Controller. Geniale Nerds sucht man in den Chefetagen vergeblich. Programmierer und Entwickler werden als exotische Hoodie-Trottel verspottet.
„Die Manager der Deutschland AG sind eher durch Anpassung und Duckmäusertum an die Spitze gekommen. Da wird verwaltet, gemänätscht eben – aber nicht erobert. Es wird kostenoptimiert und gedownsized, beste Beispiele die glücklose Commerzbank und Karstadt. Hier haben die Controller das Sagen. Wilde technologische Geschäftsideen sucht man bei diesen ‚Spoiled Childs’ vergeblich“, so Michael Zachrau im ichsagmal-Interview über den Nutzen von Growth Hacking.
Die Plattformisierung der Wirtschaft
Die kalifornischen Nerds im Tal der radikalen Innovation dringen mit ihren digitalen Geschäftsmodellen und Software-Spielereien in nahezu jede Branche ein, schreiben Björn Bloching, Lars Luck und Thomas Ramge in ihrem neuen Buch „Smart Data“, erschienen im Redline Verlag. Während deutsche Führungskräfte in Meetings Worthülsen-Big-Data-Bullshit-Bingo spielen, klinken sich die amerikanischen Angbots-Aggregatoren und Datenauswerter in die Wertschöpfungsketten der klassischen Unternehmen ein und suchen den direkten Kontakt zu Geschäfts- und Privatkunden. Die drei Smart Data-Autoren nennen das Plattformisierung und Netzwerkeffekte:
„Der Clou an Plattformen in der digitalen Ökonomie ist: Sie können noch schneller und besser skalieren als Hersteller mit großer Marktmacht in klassischen Wertschöpfungsketten.“
Herausforderungen für kleine und große Unternehmen
Völlig unterschätzt werde eine neue Bugwelle, die auf kleine und große Unternehmen zukommt. TED-Talkern Rachel Botsman nennt das „Collaborative Consumpition“: „In Management-Etagen wird das Phänomen nach wie vor als Erscheinung mit begrenzter Branchen-Reichweite belächelt, der eigentliche Hebel dahinter wird aber nicht gesehen: Intelligente Kollektive drängen die Mittelsmänner aus der Wertschöpfung heraus – oder rollen wie im Beispiel Uber und Lyft gleich die ganze Branche auf“, erklären Bloching, Luck und Ramge. Mit Konsens-Mittelmaßkultur, die hierzulande dominiert, wird man nicht die richtigen Antworten finden. Die drei Buchautoren erleben in ihren Gesprächen lähmende Orientierungslosigkeit bei den großen Noch-Champions, die nach und nach ihre unternehmerischen Ambitionen zurückschrauben.
Wie schafft man nun die digitale Wende, wenn man Nerds, Geeks, Hacker, Gamer und Blogger als dümmliche Randerscheinungen betrachtet? Wie können Personalmanager coole Mitarbeiter mit Technologie-Kenntnissen anwerben, wenn sie selbst mit dem Rücken zum Netz stehen und gerade mal die Fernbedienung für Power Point-Präsentationen beherrschen?
Da werden Mittelständler, Handwerk und Konzerne einiges ändern müssen. Gefragt ist auch die Netzszene: Um die Relevanz der netzpolitischen Debatten zu erhöhen, sollte man ökonomische Themen in den Vordergrund rücken, fordert der bwlzweinull-Blogger Matthias Schwenk.
„Das Netz ist aber auch Möglichmacher für neue Geschäftsmodelle und vernetzte Wertschöpfungsketten. Das haben nur wenige Netzaktivisten im Blick. Da gibt es aber auch aus den Forschungsinstituten und Hochschulen zu wenig Unterstützung. Auch von dort müsste mehr geliefert werden“, resümiert Schwenk.
Es darf uns doch nicht gleichgültig sein, wenn immer mehr Talente das Land der digitalen Mittelmäßigkeit verlassen.
Wir haben also einigen Gesprächsbedarf auf der Next Economy Open am 9. und 10. November in Bonn.
Siehe auch:
Warum Technik-Startups selbst für Journalisten immer attraktiver werden.

Auf Facebook gibt es eine Event-Seite, die den Zuspruch in der frühen Phase unserer Planungen dokumentiert. Das Interesse ist groß. Auf nach Bonn am 9. und 10. November. Wir freuen uns auf ein neues Format, das langfristig in der Bundesstadt etabliert wird. Für weitere Ideen sind wir immer zu haben. Schließlich geht es um die Next Economy Open.