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Event-Konzept Next Economy Open Organisation

Oberthema/Motto für die diesjährige Next Economy Open #NEO20x gesucht

Eine kleine Gruppe um den Philosophen Hans Blumenberg verband auf intelligente Weise die Mündlichkeit von Tagungen und Konferenzen mit der Schriftlichkeit. Die eigentliche Innovation der berühmten Tagungsreihe „Poetik und Hermeneutik“ lag in der Idee der ungehaltenen Rede.

„Die Vorträge der Tagungsteilnehmer wurden nicht vorgelesen, sondern vorher an alle Teilnehmer verschickt. Die Zusammenkünfte selbst waren als Diskussion über gemeinsame Lektüren und als Vorbereitung einer gemeinsamen Publikation angelegt, und das hat sie davor bewahrt, sich in bloßer Geselligkeit zu erschöpfen. Zugleich konnten diese ‚Vorträge‘, entlastet von der Rücksicht auf ein anwesendes Publikum, von einer Länge und Gründlichkeit sein, die man keinem Vortragenden jemals gestatten würde, und das wiederum kam dem Niveau der Diskussionen zugute“, führt André Kieserling in einem FAZ-Beitrag aus.

Blumenberg war ein begnadeter Wissenschaftsorganisator und die Tagungsbände „Poetik und Hermeneutik“ haben die Geisteswissenschaften dauerhaft und nachhaltig beflügelt. Um sich nicht zu verlieren, wurden vor den Kolloquien Exposés verfasst, um die gewählten Themen zu umreißen (von Natur und Kunst bis Kontingenz – die letzte Tagung fand übrigens 1994 statt, der Sammelband dieser Tagung erschien 1998). Genauso etwas streben wir für die Next Economy Open an. Im ersten Schritt suchen wir das Motto oder Oberthema der #NEO20x, die vom 3. bis 5. Dezember stattfindet.

Bei unserem Vorbereitungstreffen am Sonntag haben wir schon ein paar Oberthemen diskutiert:

#Zurückeroberung

#BeschleunigungEntschleunigung

#Netzutopien

#PostdigitaleÖkonomie

Bis Mittwoch nächster Woche sammeln wir noch weitere Ideen für das Oberthema oder Motto ein. Begründungen oder ein paar Statements zu den Vorschlägen wären nicht schlecht (ich liefere zur postdigitalen Ökonomie noch ein paar Thesen in den nächsten Tagen). Entweder hier in der Kommentarfunktion oder auf Facebook unter das Video posten. Vom 11. bis 18. März findet dann auf diesem Projektblog eine Abstimmung statt. Also bis Mittwoch, 18. März, 20 Uhr. Danach verkünden wir das Ergebnis.

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Bonn Event-Konzept Next Economy Open Organisation

Über die Kunst der Projektkommunikation in Echtzeit #NEO19x @annetteschwindt

Mein Beitrag aus dem prmagazin

Es gibt jeden Tag unglaublich interessante Projekte, die Unternehmen, Verbände, Vereine, NGOs oder andere Initiativen auf die Beine stellen. Häufig bekommt man davon wenig mit. Man begleitet das Ganze im Internet mehr schlecht als recht. Kuratieren, dokumentieren, in Echtzeit reagieren, Ereignisse im Kontext einordnen, schnelle redaktionelle Aufbereitung, Einbettung von Fotos und Videos, Social Web-Dienste bedienen, all das bleibt häufig auf der Strecke. Nicht so bei der Bonner Kommunikationsfachfrau Annette Schwindt. Sie macht das präzise, unglaublich schnell und mit hoher Qualität.

Ich konnte das bei meiner Europatour #fürMiliana vier Wochen erleben. Abends wurden von mir Fotos und Videos hochgeladen. Telefonisch besprach ich dann mit Annette die Höhepunkte der Tagesetappe und diskutierte mit ihr über meine Postings auf Instagram, Facebook und Twitter. Kurze Zeit später ging der Bericht auf dem Projektblog fuermiliana.com online. So sollte Kommunikation im Netz ablaufen, so erzielt man Nachhaltigkeit und Anschlussfähigkeit, die für jedes Projekt so wichtig sind. 

„Idealerweise werde ich bereits in der Konzeption des Projekts einbezogen. Sollte dies nicht möglich sein, muss ich auf jeden Fall rechtzeitig vor Projektbeginn dabei sein, um die Beteiligten richtig briefen und die Website vernünftig aufbauen zu können“, erläutert Annette Schwindt.

Die Teilnehmer müssen die digitalen Plattformen, die sie mit Material bespielen sollen, vor Projektbeginn beherrschen und mit den passenden Geräten ausgestattet sein: „Sollte dies nicht der Fall sein, kann ich sie gern virtuell oder bei mir in Bonn darin schulen und beraten. Das bedeutet allerdings eine entsprechend längere Vorlaufzeit“, so Schwindt. Die Dokumentation selbst findet fortlaufend als Blog statt. „Die Beiträge schreibe ich in vorher vereinbarter Frequenz und nach vorher festgelegten Themen. Das Material dazu wird von den Akteuren via Social Media, Mail, Messenger, Telefon so zeitnah als möglich gepostet. Ich sammle dieses, kuratiere es, und fasse es dann als Artikel zusammen“, sagt Schwindt. 

Diese Dokumentations-Artikel werden via Social Media weitergesagt, wo Annette auch auf eingehende Fragen antwortet und als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Da ich selbst acht bis zehn Stunden täglich auf dem Drahtesel unterwegs war, hätte ich das digital gar nicht leisten können. Das ist vergleichbar mit Kongressen, Messen, Workshops, Seminaren, Hauptversammlungen oder Live-Diskussionen. Als Veranstalter jongliert man immer mehrere Bälle und kann sich auf das Dokumentieren der Ereignisse nicht konzentrieren. 

„Gern wird die Dokumentation denen aufgebürdet, die während des Projekts vor Ort sind. Dabei sind die mit der Durchführung und dem Weitergeben des dabei entstehenden Materials völlig ausgelastet. Andere verschieben die Dokumentation auf später, wo sie dann vergessen oder nur noch halbherzig erledigt wird. Damit verschenkt man eine Menge Potential. Was außerdem oft falsch gemacht wird: Die Verantwortlichen gehen vom eigenen Stand des Wissens aus und schaffen es deshalb nicht, ihr Projekt für Dritte nachvollziehbar zu kommunizieren. Heraus kommen aus dem Zusammenhang gerissene, unverständliche Beiträge, die nur Insider verstehen. Wenn überhaupt“, resümiert Schwindt. 

Leider fehle bei vielen Protagonisten oft auch das Verständnis für die Funktionsweise von digitaler Kommunikation, so dass sie gar nicht wissen, wie sie für passendes Material sorgen und es richtig weitergeben sollen.

Für die Next Economy Open hat Annette auch in die Tasten gegriffen und das dreitägige Geschehen begleitet:

Soweit ein kleiner Auszug der Aktivitäten von Annette zur #NEO19x. Mehr Infos unter annetteschwindt.digital/dokumentation.

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Event-Konzept Next Economy Open Organisation

Mögliche Formate auf der Next Economy Open #NEO19x vom 26. bis 28. November

Das Konzept der Next Economy Open ist bekanntlich virtuell. Und mögliche Formate sind je nach technischer Ausstattung in vielfältiger Weise umsetzbar.

Die Haupt-Veranstaltung wird live aus dem temporären Sendezentrum an der Hochschule Fresenius gestreamt. Die Zuschaltungen laufen über Skype.

Vier Beispiele, wie man die Sessions angehen könnte:

1. Round-Tables/Panels und Workshops

Round-Tables und Panels bieten maximal fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Diskussionsplattform. Bei der Zusammensetzung des Panels sollte auf Interdisziplinarität und allgemeine wissenschaftliche und praxisbezogene Relevanz geachtet werden.. Es wird erwartet, dass von der 90-minütigen Sitzung nicht mehr als ein Drittel auf vorbereitete Statements entfällt und die Aussprache innerhalb des Panels genügend Zeit für eine Diskussion des Panels mit dem Publikum lässt (ca. 30 min). Die Panel-Organisatorinnen und -Organisatoren reichen eine kurze Beschreibung des Themas ein und stellen die Rekrutierung der Teilnehmer sicher.

Für die Panels sind 45 Minuten vorgesehen.

2. Vorträge

Vorträge sollten Themen mit hoher Aktualität oder bis dato unveröffentlichte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sein. Neben Fragen mit überwiegend theoretischer oder überwiegend praktischer Relevanz, können neue Methoden, technologische Ausblicke sowie methodische bzw. theoretische Konzept mit praktischer Relevanz vorgestellt werden.

Für die einzelnen Vorträge sind 30 Minuten Präsentationszeit und ca. 10 Minuten für Fragen vorgesehen.

3. Interviews

Hier gilt es ein Thema sowie konkrete Fragen einzureichen und einen Interviewee zu benennen. Die Interviews werden nun der Regel von den Konferenzveranstaltern geführt.

Für die einzelnen Interviews sind 30 Minuten Präsentationszeit und ca. 10 Minuten für Fragen vorgesehen.

4. In Teilen vorproduzierte Magazinformate

Hier sollten Themen mit hoher Aktualität oder bis dato unveröffentlichte Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung sein. Es sind Einspieler, Live-Interviews, Vortragsequenzen möglich.

Es sind ca. 10 Minuten für Fragen vorgesehen.

Habt Ihr weitere Ideen?

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Allgemein Event-Konzept Next Economy Open Organisation

Virtuelle Programmzeitschrift für die Next Economy Open vom 26. bis 28. November #NEO19x

Das Programm der diesjährigen Next Economy Open ist fertig.

Dienstag, 26. November 2019

10 Uhr: Digitale Business Modelle, Prof. Dr. Dennis Lotter, Hochschule Fresenius Wiesbaden, ISLC – Institut für Sustainable Leadership & Change:

11 Uhr: Characterizing Business Angels: Eine Internationale Studie, Prof. Dr. Richard Geibel, Hochschule Fresenius Köln:

12 Uhr: War die Moderne schon immer digital? Was bedeutet eine ‚digitale Gesellschaft‘? Klaus Janowitz, Soziologe Köln:

13 Uhr: Große Transformation aus den Quartieren heraus, Davide Brocchi, Sozialwissenschaftler aus Köln:

14 Uhr: Team roles in the Grønt Oppdrag 2019 Green Mission 2019 project,Gunnar Andersson, Benedikte Bekkevold, Hansen & Oussama Louhibi Høgskolen i Østfold, Fredrikstad Innovationskräfte & Project Management Program, Faculty of Engineering:

15 Uhr: Der garstig breite Graben: Digitale Transformation zwischen technologischem #Schnickschnack und echter Kulturarbeit, Dr. Christoph Schmitt, Founder of Bildungsdesign, Learning Architect, Blogger, educated Coach, Rituals Expert:

16 Uhr: Die Evolution & Economics Künstlicher Intelligenz, Prof. Dr. Dirk Nicolas Wagner, Karlshochschule International University, Karlsruhe: Video auf Wunsch des Sessiongebers gelöscht.

17 Uhr: Was kann KI im Angesicht der DSGVO in der Auswertung der Daten für das Marketing wirklich leisten? Stefan Pfeiffer, IBM / Acoustic:

Mittwoch, 27. November 2019

10 Uhr: Neoklassik und Keynes war gestern. Was kommt morgen? Prof. Dr. Oleksiy Khoroshun, Hochschule Fresenius, Köln:

11 Uhr: Zukunft des Tourismus, Prof. Dr. Desmond Wee & Cologne Business School, Prof. Dr. Mihir Nayak, Hochschule Fresenius, Köln:

13 Uhr: #NextAct2020 oder die letzte Theorie von allem, Winfried Felser: 

14 Uhr: Die Zukunft der Innovation – Kurzweils Gesetz und sein wirtschaftlicher und sozialer Kontext, Prof. Dr. Frank Witt:

15 Uhr: Von Schumpeter zu Engels – Transformation in Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftsgeschichten, Gunnar Sohn & Prof. Dr. Lutz Becker, Hochschule Fresenius:

Hier geht es nach der Netzunterbrechung weiter: 

16 Uhr: Technologie Startups: Von Deutschland ins Silicon Valley, Mirko Novakovic, Founder: Instana, Solingen/Chicago:

Donnerstag, 28. November 2019

10 Uhr: Freiheit schaffen: Wieso unsere Unternehmen toxisch sind und was wir dagegen tun können, Gabriel Fehrenbach:

12 Uhr: Überlegungen für eine anarchistische Ökonomik und Ökonomie – Eine Abschiedssession an der Hochschule Fresenius mit Gunnar Sohn (Wirtschaftsblogger) und Inga Ketels
(Institut für Sozialorganik am Fachbereich Wirtschaft der Alanus Hochschule):

14 Uhr: Digital Habitats Corporation: Digital City design and development that integrates habitation, infrastructure and transportation into a digitally twinned community, Chris Smedley (Canada):

15 Uhr: Warum Industrie 4.0 keine Revolution ist, die Additive Fertigung aber schon, Werner Koch, Geschäftsführer Excit3D GmH, Solingen:

16 Uhr: Mensch, Technologie und Wirtschaft, Andreas Griesbach, GRIESBACH CONSULTING, Minden:

17 Uhr: Was soll das bitte sein: “Future Business”? Autorengespräch mit Stephan Grabmeier:

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Event-Konzept Next Economy Open

#NEO19x Session Freiheit schaffen: Wieso unsere Unternehmen toxisch sind und was wir dagegen tun können

#NEO19xc Session von Gabriel Fehrenbach am Donnerstag, den 28. November, um 10 Uhr:

Thema: Freiheit schaffen: Wieso unsere Unternehmen toxisch sind und was wir dagegen tun können

Inhalt: Unsere Unternehmen sind toxisch. Unser Automobilindustrie verdanken wir eine ökologisch desaströse Beweglichkeit für die Wohlhabenden. Der Bauunternehmen vor Ort ergattert sich durch Klüngel knapp vor der Korruption den nächsten Auftrag, während die Stadtverwaltung gemeinschaftszerstörende Baugebiete ausweist. Das
Sozialunternehmen manifestiert die Hilflosigkeit ihrer Klientel. Diese Giftigkeit unserer Organisationen ist ein weltweites Phänomen. Denn wir stoßen überall auf Unternehmen, die gesamtgesellschaftlich betrachtet, mehr zerstören als sie an Wert erschaffen.

Über die vergangenen Jahrhunderte hinweg haben wir Organisationen geschaffen und verändert und Theorien darüber entwickelt, wie Organisationen zu sein haben. Dabei haben wir die Wirkung und Auswirkung von Organisationen nicht wirklich verstanden, weil wir Organisationen selbst nicht verstanden haben. Organisationen sind soziale Strukturen, die, je nach Größe, einen weitreichenden Einfluss auf Gesellschaft und Ökologie haben. Organisationen sind zugleich auch lebende Organismen und verfügen – eigentlich – über ein Bewusstsein. Doch zu diesem Bewusstsein haben die wenigsten Organisationen Zugang. Ihnen fehlt an Klarheit darüber, welchen Einfluss ihre Verfasstheit und ihre Lebenswelt auf ihre Mitarbeiter und Partner hat. Und es fehlt Ihnen den Zugang dazu, welche Wirkungen ihr Handeln nach außen haben. Wenn wir uns vom Gift unserer Organisationen befreien wollen, müssen wir am Bewusstsein unserer Organisationen arbeiten.

Dafür braucht es drei Dinge:

a) Organisationen müssen verstehen, welchen eigentlichen Auftrag sie haben. Wozu sind sie da? Und was ist das, was nur sie können?

b) Organisationen müssen erkennen, worin sie eingebunden sind: Was ist ihr gesellschaftlicher Rahmen? Und wo überall wirken sie in ihrem Handeln?

c) Organisationen müssen lernfähig werden: Wie können sie auf die Krisen, in denen wir leben, antworten? Und wie verändern sie sich selbst dadurch?

Dabei hilft nicht die nächste Methodenrevolution. Alles, was als Methode oder Best Practice von außen an ein Unternehmen getragen wird, macht das Unternehmen kaputt. Auch wenn es das Management ist, dass dieser Idee einfach folgt und im eigenen Laden umsetzen will. Daher ist jede Beratung von außen ein Verbrechen an der Organisation.

Veränderung gelingt nur von innen, indem die Organisation an ihrem wirklichen Auftrag arbeitet und dabei klärt, nach welchen Mustern und Strukturen sie arbeitet. Da geht es um Organisationskultur und das Innenleben eines Unternehmens. Denn die Art, wie Entscheidungen getroffen werden, wie Menschen zusammenarbeiten, hat eine massive Auswirkung auf die Produkte und deren Wirksamkeit oder Giftigkeit in der Gesellschaft.

Für diese Veränderung von innen müssen sich Organisationen befähigen. Sie müssen sich lernfähig machen durch Strukturen und Prozesse, die einzigartig sind. So einzigartig wie sie selbst. Die einzige Aufgabe, die eine externe Begleitung hat, ist Organisationen darin zu unterstützen, ihre Einzigartigkeit zu entdecken und zu entwickeln.

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Allgemein Event-Konzept Next Economy Open

Wirtschaftstheorie gegen die vorherrschende Lehre – Netzökonomie-Session auf der Next Economy Open 2019 #NEO19x

Was die Mainstream-Ökonomik in Ekstase versetzt, sind nicht wirkmächtige Erklärungen des Wirtschaftsgeschehens, sondern Veröffentlichungen in hoch gerankten Fachpublikationen. Ökonometrie und das experimentelle Design gelten dabei als Ausdruck hoher Wissenschaftlichkeit, führen zu Berufungen an universitäre Lehrstühle, öffnen die Kassen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und bringen Steuergelder in die Drittfinanzierung – etwa über die Blaue Liste des Bundesfinanzministers. Ohne diese 40 bis 50 Millionen Euro, die jedes Jahr im Bundeshaushalt eingestellt werden, könnten die Wirtschaftsforschungsinstitute wohl nicht überleben.

Es fehlen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit ihrer Form der Wissenschaft relevante gesellschaftliche und politische Debatten anstoßen, moniert Professor Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal-Instituts, in einem Beitrag für den Sammelband „Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung“.

Für neue Forschungsansätze sind das doch ideale Bedingungen. Wir könnten die „Wirtschaftstheorie“ mit einem Gestus der Revolte gegen die vorherrschenden Weltanschauungen aufladen – im Geiste der 68er. Theorie fängt schließlich mit Kulturkritik an und mit Abgrenzung von der herrschenden Lehre – schon Schopenhauer hat das in seinen kleinen philosophischen Schriften „Parerga und Paralipomena“ außerordentlich unterhaltsam zelebriert. Siehe auch: NIEMAND BETREIBT THEORIE OHNE GRUND.

Wir erschaffen eine neue Wissenschaft und verabschieden uns von BWL und VWL. Wie das geht, hat Friedrich Kittler mit der Erfindung der Medientheorie unter Beweis gestellt – in einem antiakademischen Gestus übrigens.

Nennen wir das Ganze einfach „Netzökonomie“ – da sind wir doch in der Next Economy Open-Community schon Trendsetter. Letztlich geht es im wirtschaftlichen Kontext um Kommunikation – also um Netzwerke: Familie, Verwandte, Freunde, Kollegen, Bekannte, Vereinsmitglieder, Stammtische, Nachbarn. „Kommunizieren ist gemeinsames Interpretieren“, so Birger P. Priddat, Professor für Wirtschaft und Philosophie. „Vertraut man bestimmten Netzwerken, kann diese Kommunikation entscheiden, welche Informationen informativ sind und welche nicht.“ Dabei spielen nach Ansicht von Priddat andere Dinge eine Rolle als rein ökonomische: Information, Kommunikation, Netzwerke, Vertrauen – hier befinden wir uns vollständig in der sprachlichen Dimension.

Der unterschätzte narrative Faktor

Die meisten ökonomischen Aktivitäten bestehen aus Überzeugungsarbeit. Realitäten werden über Dynamiken in Netzwerken erzeugt. Das kann man in tradierten Modellen nicht präzise abbilden und vorhersagen. Die Berechnungen der Ökonomik sind systematisch ungenau, weil die Methoden den narrativen Faktor mehr oder weniger ignorieren. Auf dieser Grundlage könne man ermessen, welchen Bullshit die Ökonomik erzählt, wenn sie uns suggerieren möchte, dass in die Zukunft hineingerechnet werden kann. Einbildungen – also Imaginationen – werden für die Entwicklung der Wirtschaft unterschätzt.

„Die Wirkung der Imagination beruht auf der Plausibilität ihrer Erzählung, so dass der Rezipient guten Glaubens werden kann, fortan die Welt aus der Perspektive der Erzählung neu zu betrachten“, so Priddat. Das Wirkliche sei letztlich nichts anderes als das, was verwirklicht wird. Die Poesie der Ökonomie sei eine Produktion von Bedeutungen. Das kann positive und auch negative Wirkungen erzielen.

Priddat, Professor für Wirtschaft und Philosophie, hat einen genialen Weg gefunden, das Lehrgebäude der Ökonomik in seinen Grundfesten zu zerlegen. Die Wirtschaftswissenschaftler betrachten ihre akademische Disziplin bekanntlich wie eine soziale Physik, weil sie so genau, präzise und logisch sei. Problem: Dieser Glaube existiert nur in den Köpfen der Ökonomen. „Nichtökonomen können das nicht prüfen, da sie die Sprache der Ökonomie, insbesondere ihre Algebra, weder kennen noch verstehen“, so Priddat.

Nun ist das mit dem Nichtverstehen nicht so dramatisch. Von Quantenphysik haben die meisten Menschen auch keinen blassen Schimmer. Dennoch gilt die Wirkmächtigkeit dieser Forschungsrichtung. Beim wirtschaftlichen Handeln sieht das aber anders aus. Hier geht es um eine soziale und politische Ökonomie. Die meisten Akteure der Wirtschaft können mit der Sprache der Ökonomen nichts anfangen. Sie nehmen sie nicht zur Kenntnis oder ignorieren sie in ihrem täglichen Schaffen. Das Verhalten der Wirtschaftsakteure ist irrationaler, emotionaler, moralischer, amoralischer, stimmungsabhängiger, kultureller geprägt, sozialer, konventionaler, als es der Normenkatalog der Rationalitäten der Ökonomik zulässt.

„Die Wirtschaft funktioniert wunderbar, ohne dass die Akteure etwas von Ökonomie verstehen – jedenfalls nicht so, wie Ökonomen Ökonomie verstehen“, erläutert Priddat.

Wenn das so ist, was leistet dann die Ökonomik überhaupt für die Analyse der Wirtschaft? Wenn viele nicht verstehen, was Ökonomen sagen: „Mit wem reden Ökonomen dann – außer mit sich selber? Wem erklären sie was? Und – wie funktioniert Wirtschaft dann tatsächlich?“, fragt sich der Wissenschaftler der Universität Witten-Herdecke. Vieles passt einfach nicht rein in die simplen mathematischen Modellwelten. Was algebraisch nicht abgebildet werden kann, bleibt links liegen. Oder man flüchtet sich in kleine Experimente mit völlig irrelevanten Forschungsfragen.

Wir brauchen also neue Beschreibungen und Erklärungen, wir brauchen andere Bilder und Konzepte der Ökonomie. Der methodologische Bullshit der Mainstream-Ökonomik läuft da ins Leere. Der Ausschluss von Ereignissen und Relationen, die Ignoranz kommunikativer Welten und die selbstbezüglichen Modellwelten demontieren die Wirtschaftswissenschaft. Wir brauchen etwas Neues: Narrative Netzökonomie. Das möchte ich in einer #NEO19x Session vertiefen. Vielleicht saufe ich mit dem Konzept auch ab. Egal. An einer Hochschule kann ich sowieso nicht mehr punkten – da sehnt man sich nach Powerpoint-Weisheiten zum Auswendiglernen. Wenn ich scheitere, freut sich wenigstens BachmannRudi auf Twitter, wenn er mich mal gerade nicht blockiert hat.

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Allgemein Event-Konzept Next Economy Open

@condet020274 Wir lagern unsere Verantwortung in „externe“ Strukturen aus – Überlegungen zur Next Economy – Session-Ideen für die #NEO19x gefragt

Rückblick auf eine Next Economy Open-Session vor zwei Jahren:

Arbeiten in Zeiten der Digitalisierung – Session auf der Next Economy Open von Conny Dethloff, Otto Group. Seine Thesen: Wir lagern unsere Verantwortung in „externe“ Strukturen (Prozesse, Methoden, Rollen, Organigramme, Standards, Best Practice, Kennzahlen etc.) aus, um unsere Unsicherheit und Ungewissheit zu absorbieren. Dies ist allerdings nur scheinbar der Fall.

Wir müssen Natur und Mensch wieder mehr in den Vordergrund rücken. Natur und Mensch ist das Maß aller Dinge, nicht Technologie und daraus abgeleitet den Erfolg. Technologie darf kein Selbstzweck sein, sondern nur Mittel zum Zweck. Interessante Live-Session mit einem Exkurs zum Technikphilosophen und Logiker Gotthard Günther (1900-1984). Gotthard kritisierte die isoliert voneinander vorgehenden wissenschaftlichen und technologischen Einzeldisziplinen, die ihre philosophische Verankerung im mechanistischen Weltbild des 19. Jahrhunderts haben. Dieses Weltbild ist der Komplexität und Dynamik der Verhältnisse, in denen wir heute leben, nicht mehr angemessen.

Habt Ihr Session-Ideen für die #NEO19x?

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Allgemein Event-Konzept Next Economy Open Organisation

Experimente für die Next Economy in Wissenschaft und Praxis: Planungen für die #NEO19x an der @hs_fresenius starten

Im November 2019 wird die Live Konferenz Next Economy Open unter dem Hashtag #NEO19x zum vierten Mal an der Hochschule Fresenius in Köln stattfinden.

„Die erstmals 2015 von dem Blogger, Journalisten, Volkswirt und Lehrbeauftragten Gunnar Sohn als stationäre Konferenz in Bonn initiierte Veranstaltung wird seit 2016 live und in Farbe ins Internet gestreamt. Gunnar Sohn ist einer der Pioniere im Livestreaming, so bleibt es nicht aus, dass auch die Next Economy Open Vorläufer einer völlig neuen Generation von Konferenzen geworden ist“, schreibt Professor Lutz Becker

Traditionell will die Next Economy Open Studierende, Wissenschaftler und Praktiker zusammenbringen und einen kritischen Austausch zwischen den Sphären ermöglichen.

„Hier geht es vor allem darum, wie wirtschaftliches Handeln und Transformation Hand in Hand gehen, welche Folgen die Digitalisierung für unser Wirtschaftsgefüge hat, und wie wir die Herausforderungen des gesellschaftlichen und ökologischen Wandels mit Mitteln einer neuen Ökonomie bewältigen können. Es geht darum, ob und wie die Wirtschaft und ihre Narrative neu gedacht werden muss“, so Becker.

Auf der #NEO18 wirkten prominente Wissenschaftler, wie der ehemalige Vorsitzende der Monopolkommission Justus Haucap, der Ökonom Frank H. Witt (GISMA) und Jörg Müller-Lietzkow, Professor für Medienökonomie an der Uni Paderborn und Mitglied der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche Potenziale“ der Deutschen Bundestages, mit. Die Frage danach, welche Ökonomie auf uns zurollt, wurde aus verschiedensten Perspektiven und Anwendungen heraus beleuchtet.

Die Diskussionen der drei Tage im November 2018 drehten sich um Medien, Künstliche Intelligenz, Chat-Bots, Mobilität, Nachhaltigkeit, Klima, Ernährung und den Methodenstreit in der Ökonomik.

Auch in diesem Jahr bietet die virtuelle Konferenz eine eigene Plattform für die Forschung & Lehre: Sie ermöglicht es den Studierenden, Arbeitsproben öffentlich zu machen, mit der Internet-Community in Dialog zu treten und gleichzeitig mit den Möglichkeiten von Live-Medien zu experimentieren und somit „Media-Literacy“ eine zunehmend kritische Kernkompetenz für angehende Führungskräfte zu erwerben.

Dabei gehen das wissenschaftliche Lernen sowie die Strukturierung und die Vermittlung des Gelernten ganz im Sinne einer modernen Didaktik Hand in Hand.

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Livestreaming-Checkliste für die Sessiongeber auf der Next Economy Open #NEO18x

Bekanntlich läuft die #NEO18x vom 13. bis 15. November virtuell. Bei allen Vorteilen der Ortsunabhängigkeit gibt es ein paar technische Details fürs Livestreaming via Skype und der Software Ecamm Live zu beachten:

Netzverbindung

Empfehlenswert ist eine synchrone Bandbreite von mindestens 5 Mbit pro Sekunde im Up- und Downstream. 5 Mbit im Upstream sind keine Kleinigkeit, die meisten User in Deutschland haben weniger (mit freundlichen Grüßen an die Bundesregierung und Doro Bär – die Digitalbeauftragte im Kanzleramt findet ja das Infrastruktur-Thema langweilig). Wenn möglich, sollte man seinen Computer mit einem LAN-Kabel verbinden. Bei einer Funkverbindung via WLAN teilt man die zur Verfügung stehende Bandbreite mit den eingebuchten Nutzern auf – das dürfte beruflich (Kolleginnen und Kollegen) und privat (Familienmitglieder) eher die Regel sein. Ist die Netzverbindung schwach, drosseln die Plattformen automatisch die Übertragungsqualität, damit die Übertragung nicht abreißt. Das gibt Einbußen beim Ton und noch extremer beim Bewegtbild.

Kamera

Die meisten Laptops sind mit Webcam und eingebautem Mikrofon ausgestattet. Noch besser sind allerdings externe Geräte mit USB-Anschluss. Also eine Webcam mit einer HD-Auflösung von mindestens 720p (beispielsweise die Logitech C920) und ein externes USB-Mikrofon wie das Samson Meteor (gibt es mittlerweile für schlappe 69 Euro). Headsets sehen bei den Interviews immer etwas blöd aus. Beim Podcasting sehr sinnvoll, bei Video-Formaten eher nicht.

Licht

Nicht unterschätzen sollte man die Lichtverhältnisse. Häufiger Fehler: Fenster im Rücken, so dass die Webcam Gegenlicht bekommt und der Teilnehmer zum Dunkelmann mutiert. Die Webcam darf generell kein Gegenlicht bekommen – das ist wie beim Fotografieren gegen das Sonnenlicht. Zwei Schreibtischlampen, die man hinter der Webcam platziert. reichen für gute Lichtverhältnisse aus. Auf das Tageslicht sollte man sich nicht verlassen, da es je nach Uhr- und Jahreszeit wechselt. Von den täglichen Wetterkapriolen mal ganz abgesehen.

Hier der Link zu den Skype-Sessions.

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Allgemein Event-Konzept Next Economy Open

Man muss Öffentlichkeiten völlig neu beschreiben @ejo_de @bpb_de @JWI_Berlin – Die #NEO18x Session von @larsbas @digitalnaiv und @gsohn

An der FU-Berlin wurde bei den Publizisten eine neue Professur eingerichtet:

„Übernommen hat sie Ulrike Klinger, die bislang an der Universität Zürich erforschte, wie dramatisch sich Medien, Journalismus und die politische Kommunikation verändern“, schreibt Stephan Russ-Mohl, Professor für Journalismus und Medienmanagement an der Università della svizzera italiana in Lugano.

In ihrer Antrittsvorlesung hat sich Klingner mit dem „Ende der Öffentlichkeit“ befasst – der Öffentlichkeit, wie „wir sie kennen und wie wir sie bisher konzeptualisiert, uns vorgestellt und vermessen haben“. Gerade die politische Kommunikation verlagere sich online immer mehr in jene Bereiche von Plattformen wie Facebook oder Twitter, die nicht mehr öffentlich beobachtbar seien und die von Algorithmen, Bots – sprich: textverarbeitenden „Robotern“ – und Trollen beeinflusst werden. Passt doch gut zu den Äußerungen ihres Kollegen Professor Martin Emmer im Interview mit Daniel Kraft und mir:

“Daran arbeitet die Kommunikationswissenschaft momentan sehr intensiv. Man muss Öffentlichkeiten völlig neu beschreiben. Die ganzen klassischen Modelle, die auf Massenmedien aufbauen, kann man heute vergessen. Wir knabbern dabei aber ganz schön an der Dynamik der technischen Entwicklung. Ich habe in den 90er Jahren angefangen mit klassischer Internet-Forschung. Das deckt aber alles, was wir unter soziale Medien verstehen, gar nicht mehr ab.“

Das sei eine große Herausforderung für die Wissenschaft, betont Emmer.

Klinger betonte nach dem Bericht von Russ-Mohl, wieviel die Ausgestaltung digitaler Kommunikation mit Macht zu tun habe: Wer die Angebote gestalte, bestimme auch, was wir mit diesen Medien tun können, und was nicht:

„Wenn etwa Facebook neue Features speziell für Wahlkämpfe einführt, beeinflusst das, wie Bürgerinnen und Bürger in Beziehung mit politischen Akteuren und Institutionen geraten und diese gestalten können.“

Programmierer, Entwickler, Designer und Investoren würden so „unsere digitale Welt nach ihren Vorstellungen einrichten“, die Differenz zwischen öffentlichem Raum und Privatsphäre werde eingeebnet. Dazu kommen noch die Unternehmen als Akteure für Content im Netz. Professor Lutz Frühbrodt sieht diese Entwicklungen bekanntlich als weiteren Sargnagel des Journalismus. Fragt sich nur, wer dafür verantwortlich ist? Klaus Eck von der Agentur d.Tales sieht die Schuld nicht bei den Unternehmen. Firmen wollen unabhängig von den journalistischen Gatekeepern agieren. Das sei aber keine Umgehungsstrategie.

„In manchen Branchen sind diese Gatekeeper gar nicht mehr vorhanden. Etwa in der IT-Industrie. Wie viele Zeitschriften gibt es da noch? Man möchte als Kommunikator gerne mit Medien zusammenarbeiten. Es fehlen aber die Anschlussstellen“, sagt Eck.

Der Journalismus brauche keinen Gegner.

„Die schlagen den Sargnagel selbst ein. Ich finde es schade, dass Medien viele Themen nicht mehr aufgreifen – beispielsweise im Lokaljournalismus. Mit den radikal ausgedünnten Redaktionen kann man nicht mehr umfassend berichten“, erläutert Eck.

Noch trüber sieht es im Fachjournalismus aus. Im Durchschnitt werden dort die Publikationen von 1,5 Personen gemacht. Ein Chefredakteur und vielleicht noch eine halbe Schreibkraft. Das wird dann kompensiert mit vielen „freien“ Autoren.

„Die kommen überwiegend von Unternehmen, die in den Fachmedien ihre Artikel ‚platzieren’. Die Content-Produktion wird ausgelagert“, weiß Eck.

Folge: Auch Fachmedien machen sich überflüssig, weil Unternehmen auf die Idee kommen, solche Formate selbst auf die Beine zu stellen. Die Kompetenz, die Unternehmen bei Fachthemen haben, gehen viel tiefer. Es sei leichter, meint Eck, aus einer fachlichen Kompetenz eine journalistische Kompetenz zu machen als umgekehrt.

Marken werden also zunehmend zu Sendern, weil sie mit ihren Botschaften bei den etablierten Medien nicht mehr durchdringen. Als integrative Kraft spielt der Journalismus in der Netzwerkgesellschaft eine immer geringere Rolle. Nach Analysen von Volker Banholzer, Professor für Technikjournalismus und Technik-PR, fehlen Konzepte für eine fragmental differenzierte Gesellschaft. Im Internet dominieren privatisierte Öffentlichkeiten. Der Journalismus müsste Konzepte für diese Netzwerke entwickeln.

„Das tut er aber nicht“, kritisiert Banholzer.

Wenn Unternehmen zu wenig in der veröffentlichten Meinung vorkommen, entwickeln sie eigene Konzepte. Indirekt ist das ein Angriff auf das Deutungsmonopol der Medien und verändert die Spielregeln für die Entstehung von öffentlicher Meinung.

Darüber reden wir in der #NEO18x Session am Donnerstag, den 15. November 2018, um 16 Uhr. Thema: Neue Öffentlichkeiten über Corporate Publishing. Mit dabei: Lars Basche, Stefan Pfeiffer und icke – also Gunnar Sohn. Wer sich an der Session live beteiligen will, kann über Skype dazu geschaltet werden.