Friedrich Albert Lange und Joseph A. Schumpeter
Auf der NEO22 diskutieren Gunnar Sohn und Lutz Becker die These, ob und wie Friedrich Albert Lange dass Denken von Josef Schumpeter beeinflusst hat. Hier ein kleiner Rückblick:
Friedrich Albert Lange (1828-1875)
Friedrich Albert Lange gilt als Philosoph, politischer Theoretiker, Pädagoge, Sozialökonom und einer der Begründer der modernen Volkswirtschaft. Lange gilt als Vater einer objektiven Psychologie. Als Kantianer setzte er sich mit Marx und Darwin auseinander.
Lange studierte von 1848 bis 1851 in Bonn Theologie, Philosophie und Philologie und promovierte auch dort. Er arbeitete zeitweise als Gymnasiallehrer und Dozent, bis er nach Duisburg ging und dort Sekretär für die dortige Handelskammer wurde. Im Ruhrgebiet prägten ihn die Bilder der Industrialisierung, aber auch die sozialen Bedingungen, wie Krankheiten, Armut, Hungersnöte.Er wirkte als Redakteur und wurde zusammen mit zusammen mit August Bebel zu einem der führenden intellektuellen Köpfe er deutschen Arbeitervereinigung .
1865 veröffentlichte er sein Werk Die Arbeiterfrage, welches als ein zentraler Beitrag zur Begründung der wissenschaftlichen Volkswirtschaftslehre gilt. 1866 folgte sein Hauptwerk die Geschichte des Materialismus, in dem er bereits aktuelle Bezüge der damaligen Zeit mit einbezieht. Aufgrund des zunehmenden politischen Drucks in Deutschland zog es ihn samt Familie in die Schweiz. Dort wirkte er maßgeblich an der Verfassung des Kantons Zürich und somit an der modernen Schweitzer Demokratie mit. Er erhielt zahlreiche Rufe an anderer Hochschulen, unter anderem an den Lehrstuhl von Kant in Königsberg, den er aber ablehnte, weil er glaubte dem Anspruch seine großen Vorbilds nicht gerecht werden zu können. Schließlich nahm er den Ruf nach Marburg an und wirkt dort bis zu seinem Tode. Er gilt als Mitbegründer der Marburger-Schule des Neukantianismus.
Lange und Darwin
Lange entwickelte fortschrittsorientiert Leseart von Darwin in dem er seine Theorie als einer der ersten auf soziale Fragestellungen anwendete. Auch kann gilt er als Vorreiter des Konstruktivismus betrachtet werden, in dem er die Bedeutung von Sinnenwahrnehmungen postuliert. Wer macht aber zugleich deutlich, dass man solche Fragestellungen empirisch, also mit Experimenten und wissenschaftlichen Methoden zu belegen habe.
Schumpeter und Lange
Auch wenn es praktisch keine Verweise Schumpeters auf Lange gibt, so muss man davon ausgehen, dass Langes Gedanken zu Schumpeters Zeit in Bonn noch prominent rezipiert wurden. Beide entstammten einem bürgerlichen Milieu und waren sich an der Kritik zu Adam Smith einig. Ebenso beschäftigten sich beide mit evolutionären sozial-ökonomischen Prozessen und Innovation.
Der Unterschied zwischen beiden liegt darin, dass Lange stärker von Kant und dem christlichen Elternhaus geprägt war, während Schumpeter stärker von Nietzsche inspiriert wurde. Friedrich Albert Lange war zu seiner Zeit sicher ein philosophischer Popstar, der aktuelle Themen aufgriff. Er geriet wohl weitgehend in Vergessenheit, weil er weniger stark polarisierte, als sein Zeitgenossen Marx und Engels.
Lutz Becker ist seit 2014 unter anderem Studiendekan des Masters Sustainability Management und Leadership an der Hochschule Fresenius in Köln.
Gunnar Sohn ist Diplom-Volkswirt und seit 1999 freiberuflich als Wirtschaftspublizist und Dozent an der Hochschule Fresenius in Köln tätig. Außerdem ist er Buchautor, Moderator, Kolumnist und Blogger. Heute setzt der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter des Bundestages sich ein für virtuelle Kommunikationskonzepte wie Konferenzen, Roundtables und Pressegespräche. Er erhielt 2017 zusammen mit Lutz Becker den Lehrpreis der Hochschule Fresenius.
Wir danken Lisa Rogalli und Katharina Lipp, beide Studierende im Master Sustaibaility Management & Leadership an der Hochschule Fresenius in Köln für die Zusammenfassung der NEO22 Sessions.