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…und nun? #NEO22 #NEO23

Auch auf der #NEO23x (vom 7.-8. Dezember 2023) werden uns die Themen nicht ausgehen. Hier ein erster Aufschlag zur Debatte:

Neulich stellte ein alter Schulfreund die rhetorische Frage ´“Ging es den Deutschen vor rund 40 Jahren, als die Wirtschaftsleistung etwa 50% unter der von heute lag, so deutlich schlechter als jetzt?“ Mein nicht minder rhetorische Rückfrage: „Wie würdest Du „schlechter“ bzw. „besser“ definieren und woran würdest Du das konkret festmachen? Man könnte das an physische und/oder psychische Gesundheit und Lebenserwartung, Lebensarbeitszeit, Konsumneigung, Wohnfläche, Bewegungen, wie Urlaubshäufigkeit und Reiseentfernung, von mir auch aus Zahl und Größe der Haustiere oder Autos etc. koppeln.“ Seit Gründung der Bundesrepublik kannte die Entwicklung des BIP praktisch nur eine Richtung, nach oben. Die Bevölkerung wuchs und mit ihr die Wirtschaft und der Wohlstand (in den letzten Jahrzehnten allerdings auch die Ungleichheit).

Einerseits (und Stoff für ein erstes Szenario)

Diese Diskussion bringt mich auf die Frage, wie es künftig weitergehen soll. Die größte Generation, die wir hatten, die heute 58-jährigen, mit rund 1,4 Millionen Menschen geht in etwa zehn Jahren in Rente. Denen steht die Kohorte der heute 18-jährigen mit rund 0,7 Millionen entgegen, die im gleichen Zeitraum in den Arbeitsmarkt  eintreten. Ich höre schon den Aufschrei, wer denn die Rente bezahlen soll. Aber das soll ja gar nicht das Thema sein.

Mir geht es um etwas anderes. In Zeiten des unbegrenzten Bevölkerungswachstums, also bis zu jener Generation der heute 58-jährigen, ging vor allem darum, die Menschen in Lohn und Arbeit zu bringen. Es gab immer ein latentes Überangebot an Arbeitskraft. Entsprechend wurden die Gesellschaft und ihre Institutionen organisiert. Produktivität war weniger entscheidend, als die Zahl der Arbeitsplätze. Entsprechend haben viele Prozesse ordentlich Speck angesetzt. Wir erleben das vor allem im Hinblick auf Bürokratie. Heute sind wir sogar soweit, dass die Verwaltung die Bürokratie, die sie geschaffen hat, selbst nicht mehr bewältigen kann, und sie an Bürger und Unternehmen externalisiert. Die Grundsteuerreform oder die nicht finanziellen Berichtspflichten von Unternehmen sind Beispiele für die eskalierende Bürokratie. Wer aber glaubt, dass es im Unternehmen anders aussähe, sieht sich zumindest bei größeren Unternehmen getäuscht. Prozesse wurden immer vor dem Hintergrund gestaltet, dass hinreichend Personal zur Verfügung steht. Jetzt kommt aber diese Generation in den Arbeitsmarkt, die statistisch jeweils die Lasten für zwei Personen tragen muss.  Junge Menschen müssen also innerhalb der nächsten 10 Jahre das wissen und die Fähigkeiten von zwei Menschen der heute 58-jährigen vorhalten Sie müssen die doppelte Produktivität haben, um unseren Lebensstandard (hier gemessen in BIP) aufrecht erhalten zu können. Beides scheint heute illusorisch. Auch die alten Muster, die Menschen als Verbrauchsmaterial zu sehen, sie mit immer mehr Arbeit zu belasten und Burn out und Erkrankungen quasi als gottgegeben hinzunehmen, geht nicht auf. Dass die Menschen der jüngeren Generation, die Alten gar nicht mehr als Vorbild sehen, schein nur vernünftig. Was ist allerdings, wenn den jungen Menschen eingetrichtert wird „ihr bekommt ohnehin einen Job, ihr braucht nur die formale Qualifikation und dann geht alles wie von selbst?“  Am Ende werden wir uns jedenfalls neu definieren müssen: was bedeutet Wohlstand? Wie können wir das Wissen und die Fähigkeiten die wir heute haben überhaupt erhalten? Eines jedenfalls sicher, das Wachstum, das wir heute haben, werden wir so nicht halten können. Wir sind längst in die Post-Wachstumsphase eingetreten.

Andererseits (und Stoff für ein zweites Szenario)

Im Dezember, auf der #NEO22 habe ich mit Gunnar Sohn noch davon gesprochen, dass ich angesichts der Demografie auf absehbare Zeit kein „Technological Unemployment“ sehe. Allerdings sollte sich diese Einschätzung  schon am Wochenende nach der #NEO22 schon wieder ändern. 

Hintergrund war, dass mein Nachwuchs am Wochenende ChatGPT von OpenAI ausprobiert hat. Diese KI ist nicht nur in der Lage. aus wenigen gesprochen oder geschrieben Sätzen  einfache Programme  zu programmieren, sondern auch recht komplexe Text zu erstellen . So hat unser Nachwuchs einfach mal den letzten Titel aus meinem Wikipedia-Profil eingegeben:

„Explain the strategies for the transformation in sustainable Business Development Management?“

Daraus leitet ChatGPT folgendes ab:

„Sustainable business development management involves implementing strategies and practices that consider the environmental and social impacts of a business. This can include reducing waste and emissions, using renewable resources, and supporting the local community. Some strategies for achieving sustainable business development include:

1 Conducting a sustainability assessment to identify areas for improvement and setting specific goals for reducing the environmental impact of the business.

2 Implementing eco-friendly policies and practices, such as reducing energy and water use, recycling, and using sustainable materials.

3 Investing in renewable energy sources, such as solar or wind power, to reduce reliance on fossil fuels.

4 Developing partnerships and collaborations with other businesses, organizations, and communities to support sustainable development.

5 Communicating the company’s sustainability efforts to customers and stakeholders to build trust and support for the business.

Overall, the key to successful sustainable business development is to prioritize long-term sustainability over short-term profits and to constantly strive to improve the environmental and social impact of the business.“

Ohne das jetzt ausweiten zu wollen, stelle ich einfach nur zwei Fragen zur Debatte:

(1) Wie sieht die Zukunft „textbasierter“ Berufe aus?

(2) Wie gehen (Hoch-) Schulen künftigen mit textbasierten Prüfungsleistungen um?

5 Antworten auf „…und nun? #NEO22 #NEO23“

Ich sehe noch keinen Widerspruch zu den Studien von RWI und Co. Robotik und Automatisierung haben eher eine positive Wirkung auf die Beschäftigung. Auch die KI. Wenn ich mein Schachwissen mit einem guten Schachprogramm kombiniere, bin ich kaum zu schlagen. So geht es doch in vielen anderen Fälle. Das Matching zwischen Mensch und Maschine wird noch ungeahnte Höhen erreichen und zu einem Produktivitätshoch beitragen. Siehe auch den Vortrag von Professor Heinz D. Kurz. Ich sehe uns nicht in einer Post-Wachstumsphase. Das Gegenteil ist der Fall.

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im Grundsatz ja, aber jede technische Revolution hat zuerst mal die Berufsbilder verschoben (wer erinnert sich noch an Berufe wie Fotolaboren, Lithografen oder Schriftsetzer?) Jetzt sind möglicherweise die Textberufe dran.

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